Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 2283 vom 26.07.2002, Kategorie Kolumne

24. Oberwarter Open

Vom 6. bis 14. Juli strebten 195 Schachspieler bei dem schon familiär geworden und sehr stark besetzten (14 GM + 14 IM + 18 FM) Oberwarter Open nach Erfolgserlebnissen. In der Spitzengruppe, geführt von GM Eingorn (Sieger von 1998 und 2001), gab es ein paar neue Gesichter: GM Alexey Kuzmin, Trainer in Katar, ist mit seinen Schülern GM Al-Modiahki und IM Al Sayed gekommen, GM Daniel Fridman und der Deutsche GM Schmittdiel.

Für euphorische Stimmung im österreichischen Lager sorgte der jüngst Vater gewordene IM Reinhard Lendwai (Gratulation an dieser Stelle). Offenbar beflügelt begann er furios mit 4 aus 4 (Sieg in der 4 Runde gegen GM Loginov), gefolgt von zwei Remisen gegen GM Kuzmin und GM Shariyazdanov, dann ein Sieg gegen IM Stanec. Die Bilanz: 6 aus 7! Ein Punkt in den letzten 2 Runden müsste für die erste GM Norm und einen Spitzenplatz reichen! Leider verlor er beide Partien gegen GM Eingorn und GM Al-Modiahki. Trotzdem, eine starke Leistung.

Der Turniersieg wurde bereits in der 8 Runde entschieden, wo die Führenden GM Kuzmin und GM Burmakin aufeinander trafen (unsere heutige Partie). In der letzten Runde einigten sich die beiden Spitzenbretter schnell auf Remis. Spannung gab es auf Brett 3, wo bis zur letzten Minute gekämpft wurde: IM Al Sayed brauchte gegen GM Burmakin nur ein Remis für eine GM-Norm. In besserer Stellung, mit zwei Mehrbauern und Zeitvorsprung übersah er jedoch Matt. Was für ein Drama! So wurde Burmakin Zweiter. Obwohl Niki Stanec in der ersten Runde verlor, wurde er mit 7 Punkten wieder einmal bester Österreicher.

Endstand nach 9 Runden:

Die komplette Endtabelle finden Sie hier.

Weiß: GM Kuzmin A. (2582)

Schwarz: GM Burmakin V. (2574)

Oberwart Juli 2002 [D58]

Anmerkung: GM I. Balinov

1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.Lg5 Le7 5.Sf3 h6 6.Lh4 0–0 7.e3 b6 Das Makagonov-Bondarevsky System. Die größten Kenner dieser Variante mit Schwarz sind Short und Beliavsky.

8.Db3 Lb7 8...dxc4 9.Lxc4 Lb7 10.Se5 Sfd7? Fehler (besser war 10...Sbd7 ) 11.Sxf7 Txf7? Die falsche Entscheidung. (11...Kxf7 12.Lxe6+ Ke8 13.Dc2 Lxh4 14.Dg6+ Ke7 15.Ld5 Txf2 16.De6+ Kf8 17.Dg8+ Ke7 18.Dxd8+ Kxd8 19.Lxb7 Txg2+ 20.Kd1 Txb2 21.Lxa8 unklar.) 12.Lxe6 Lxh4 (12...Df8 verliert wegen 13.Lxf7+ Dxf7 14.Lxe7) 13.Lxf7+ Kh8 14.Ld5 mit klarem Vorteil für Weiss, Shirov-Beliavsky, Belgrad 1995.

9.Lxf6 Lxf6 10.cxd5 exd5 11.Td1 Te8 11...Dd6 12.Ld3 c5 13.dxc5 Dxc5 14.0–0 Td8 15.Lb1 Sa6 16.Sd4 g6 17.Sce2 Weiß steht ein bisschen besser, I. Sokolov-Ljubojevic, NLD-chT 1996.

12.g3 Hier hat Weiß viele Fortsetzungen: 12.a3; 12.Le2; 12.Ld3 scheint die natürlichste zu sein: 12...c5 13.dxc5 Sd7 14.c6 Lxc6 15.0–0 Sc5 16.Da3 a5 17.Se2 Dd6 18.Sed4 Lb7 19.Tc1 g6 20.Tfd1 Tac8 21.Lb5 Ted8 22.g3 22...Kg7 23.Tc2 Se4! mit Gleichgewicht, Dautov - Ki. Georgiev, Elista ol.1998.

12...Sc6 13.Lg2 Sa5 14.Dc2 Sc4 Gespielt wurde auch 14...c5 15.0–0 Tc8 16.Lh3 Tc6 17.dxc5 Txc5 18.Sd4 Sc6 19.Td2 Sxd4 20.exd4 Tc4 21.Tfd1 Lc8 22.Lxc8 Dxc8 23.Td3 Df5 mit Ausgleich, Dokhoian - Kotronias, GMA Moskau 1989.

15.0–0 Sd6 16.Se5 c6 Interessant auch 16...Lxe5 17.dxe5 Txe5 18.Sxd5 c5 19.Td2 Df8 20.Tfd1 Td8 mit leichtem Vorteil für den Anziehenden.

17.f4 Tc8 18.Tfe1 Deckt den e3 Bauern und unterstützt eventuell e3-e4.

18...Dc7? Fehler mit fatalen Folgen.

19.Lh3 Für Fianchetto-Spieler ein vertrautes Motiv.

19...c5 19...Tcd8 kostet den wichtigen d5 Bauern: 20.Sxd5

20.Lxc8 Txc8 auch nach 20...Sxc8 21.Sg4 Ld8 22.dxc5 Dxc5 23.Db3 Se7 24.Se5 hat Schwarz keine Kompensation für die Qualität weniger.

21.dxc5 Lxe5 22.fxe5 Sc4 23.Sxd5 Dxc5 24.b4! Ein starker Zug, der die schwarzen Träume auf Gegenspiel zerstreut.

24...Df8 25.De4 Droht Abzug 26.Sf6 und 27.Db7.

25...Kh8 26.e6 fxe6 27.Dxe6 Weiß steht auf Gewinn.

27...Te8 28.Dd7 Lxd5 29.Dxd5 Möglich war auch: 29.Tf1 Dg8 30.Txd5 Sxe3 31.Te1.

29...Sxe3 30.Dh5 Te4 31.Td2 Df6 32.De2 Te5 33.Dd3 De6 34.Dc3 Sg4 (34...Sc4 35.Txe5) 35.Txe5 Dxe5 (35...Sxe5 36.Te2) 36.Td8+ Kh7 37.Dc2+ g6 38.Td7+ 1–0

Dortmunder Chess Meeting:

Peter Leko gewann das Finale 2½-1½ gegen Veselin Topalov und ist somit Herausforderer von Vladimir Kramnik um den Weltmeistertitel.

GM Ilia Balinov / Heinz Herzog

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