Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 6011 vom 10.08.2012, Kategorie Kolumne

David Shengelia ist neuer Staatsmeister

Laut Papierform hätte es bei den österreichischen Staatsmeisterschaften vom 21. bis 29. Juli in Zwettl für GM David Shengelia eine klare Sache werden sollen. Aber wie so oft tat sich David in der Favoritenrolle schwer. Erst nach einem Tripple-Erfolg in den Runden 6, 7 und 8 konnte er die Führung übernehmen und sich mit einem Remis in der Schlussrunde den ersten Platz sichern. Mit etwas Glück in den wichtigen Partien gegen Baumegger und Kilgus sorgte der Fidemeister Mario Schachinger für eine Überraschung: Ausgezeichneter Zweiter! Der Ttitelverteidiger IM Georg Fröwis agierte wie gewöhnlich aggressiv und risikofreudig, es reichte diesmal aber nur für Bronze.

Shengelia (2545) - Schneider-Zinner (2377)

1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.cxd5 exd5 5.Lg5 Le7 6.e3 c6 7.Ld3 0–0 8.Sge2 Ex-Weltmeister Botwinnik war ein großer Anhänger dieser Variante. Weiß hat zwei Pläne: Kurze Rochade und mit f2-f3 langsam e3-e4 vorbereiten oder lange Rochade mit Bauernsturm am Königsflügel.

8...Sbd7 9.Dc2 Te8 10.0–0 10.0–0–0 wäre der andere Plan.

10...Sf8 11.f3 Le6 Die Alternative ist 11...Sg6.

12.Tad1 Der natürlichste Zug. Da die e-Linie mit Le6 geschlossen wurde, macht der Textzug mehr Sinn als 12.Tae1.

12...Tc8 13.Lh4 b5 14.Lf2 a6 Der b5-Bauer muss nun gedeckt werden, sonst funktioniert c6-c5 nicht.

15.Db1 Neuerung. Schwarz steht nach 15.e4 dxe4 16.Sxe4 (16.fxe4 Sg4) 16...Sd5 17.a3 Sg6 ok.

15...c5 16.dxc5 Lxc5 17.Sd4 Lxd4?! Jetzt mit dem Bauern auf b5 macht 17...Db6 Sinn.

18.exd4 Nun erhält Schwarz große Probleme mit den schwarzen Feldern, besonders am Damenflügel.

18...Sh5 19.Se2 Beachtung verdient zuerst 19.a4 und nach 19...b4 dann 20.Se2, und wenn 20...Da5, dann 21.b3 (c3 kann Weiß leicht kontrollieren).

19...g6? Nur wenn Weiß den schwarzfeldrigen Läufer nicht hätte, wäre der Zug vertretbar.

20.g4 Weiß könnte ruhig Sh5-g7 abwarten und erst dann g2-g4 spielen.

20...Sg7 20...Sf6 wäre besser und auf 21.Lh4 Ld7 nebst Dd8-b6.

21.h3 David überdeckt g4, die gute alte Nimzowitsch-Schule!

21...Db6 22.Tc1 Nun beginnt der Kampf um die c-Linie, wo Weiß über das Einbruchsfeld c5 verfügt.

22...b4 Schwarz verhindert dadurch b2-b4 mit noch stärkerer Kontrolle über das Feld c5. Anderseits kostet der Zug Zeit und a6 könnte unter Umständen schwach werden. 22...Ld7 wäre notwendig, um das Feld e6 für einen Springer frei zu machen.

23.Tc5 Ld7 24.Tfc1 24.Txd5 war kompliziert, aber doch spielbar: 24...Db7 (oder 24...Lc6 25.Td6 Db8 26.Lg3 Da8 27.Dd1 Lxf3 28.Txa6) 25.Le4 f5 26.Txf5 Lxf5 27.Lxb7 Lxb1 28.Txb1 Tc2 29.Sc1 und Weiß stünde trotz Minusqualität besser.

24...Sge6 25.Txd5?!

Diagramm

Optimistisch gespielt! Normal wäre 25.Txc8 Txc8 26.Txc8 Lxc8 und nun 27.f4! mit Raumvorteil: 27...Ld7 28.f5 gxf5 29.gxf5 (29.Lxf5!?) 29...Sg5 30.h4 Sh3+ 31.Kg2 Sxf2 32.Kxf2.

25...Txc1+? Unverständlich! Warum nicht 25...Lc6 ? Und auf 26.Td6 (26.Txc6 bringt wenig: 26...Dxc6 27.Le4 Dc4) 26...Sg5 mit beidseitigen Chancen.

26.Dxc1 Db7 27.Le4 Lc6 28.Te5 Lxe4 29.Txe4 Tc8 30.De3?! Riskant und nicht notwendig. 30.Dd2 würde das unangenehme Tc8-c2 verhindern.

30...Tc2 31.Te5 Für die Initiative opfert Weiß den Damenflügel!

31...Txb2 32.d5 Sg7 33.De4 Txa2 34.Te7 Db5? Die Dame trägt hier wenig zur Verteidigung bei. Richtig war 34...Db8! Zum Beispiel: 35.Ld4 Dd6 36.Tb7 a5 mit unklarem Spiel.

35.Ld4 Da4? Die letzte Chance war 35...Txe2 36.Dxe2 Dxd5, obwohl nach 37.De5 Dxe5 38.Lxe5 Sge6 39.Ld6 a5 40.Ta7 die beiden schwarzen Bauern verloren gehen.

36.Df4 Dd1+ 37.Kf2 1–0

GM Ilia Balinov / Heinz Herzog

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