Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 571 vom 09.01.1998, Kategorie Kolumne

Schach-WM Groningen-Lausanne: Anatoli Karpow vor erfolgreicher Titelverteidigung (9. Jänner 1998)

Weltmeister Anatoli Karpow steht nach Siegen in der 1. und 4. Matchpartie, bei einer Niederlage in der 2. und einem Remis in der 3. Partie gegen seinen Herausforderer Anand Visnawathan (Sie lesen richtig, Anand ist nämlich in wirklichkeit der Vorname des Inders) kurz vor einer erfolgreichen Titelverteidiger. Diesem - wahrscheinlichen - Erfolg haftet allerdings der Makel an, daß, als weiteres Privileg für den Titelverteidiger - der WM-Kampf praktisch unmittelbar nach der etwa dreiwöchigen kräfteraubenden WM-Ausscheidung ohne Ruhepause des Herausforderers gespielt wurde, während sich der Titelverteidiger in aller Ruhe zurücklehnen und auf seinen durch die Marathonausscheidung total erschöpften Herausforderer vorbereiten konnte.

Global gesehen kommt der neue Austragungsmodus, bei dem 43% der Matches, darunter auch das Finale Adams gegen Anand (das in einer Blitzpartie entschieden wurde), in Schnell- bzw. Blitzpartien entschieden wurden, sowohl bei den Spielern (auch der privilegierte Karpow lehnt den Modus ab), als auch bei den Medien schlecht an. Welches Disaster wäre es für FIDE-Präsident Iljumischinow geworden, wäre (oder sollte) auch der WM-Kampf selbst im Tiebreak entschieden worden (werden) ...

  1 2 3 4 5 6 Ges
Karpow 1 0 ½ 1    
Anand 0 1 ½ 0    

Karpow geht in Führung

Weiß: GM A. Karpow

Schwarz: Anand,V

Damitgambit [D48]

1. Matchpartie

Anm. I. Balinov

1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sc3 Sf6 4. e3 e6 5. Sf3 Sbd7 6. Ld3 dxc4 7. Lxc4 b5 8. Ld3 Lb7 9. 0–0 a6 10. e4 c5 11. d5 Dc7 12. dxe6 fxe6 13. Lc2 c4 14. De2. Eine Neuerung gegenüber 14. Sd4 Sc5 15. Le3 e5 16. Sf3!! Scxe4 17. Sxe4 Sxe4 18. Te1! Ld6 (Besser als 18. ... Lb4? 19. Lxe4 Lxe4 20. Ld2 Lxd2 21. Txe4 und Weiß hat Vorteil.) 19. Lxe4 Lxe4 20. Sg5 Ld3! 21. Df3 0–0–0 22. Da8+ Kd7 23. Dxa6 Tb8! 24. Sf7 Thf8 25. Sxd6 Dxd6 26. Da5, mit etwas besserem Spiel für Weiß, Gelfand-Barejew, Nowgorod 1997.

14. ... Ld6 15. Sd4 Sc5 16. f4 e5 17. Sdxb5. Eine offenbar vorbereitete Neuerung des Titelverteidigers. Bisher setzte man hier mit 17. Sf5 0–0 fort, z.B.:

A) 18. Td1 Tad8?! (Nach dem besseren 18. ... Sd3 19. Sxd6 Dxd6 20. Lxd3 cxd3 21. Txd3 Dc7 hat Schwarz nach Meinung des Nachziehenden Kompensation für den Minusbauern) 19. Txd6 Txd6 20. fxe5 Te6 21. exf6 Tfxf6 22. Sd4 Te8 23. Lg5 mit deutlichem Vorteil für Weiß, Marin-Pinter, Frankreich 1992.

B) 18. Sxd6 18. ... Dxd6 19. fxe5 Dxe5 20. Tf5 Dc7 21. Lg5 Sfxe4 22. Txf8+ Txf8 23. Sxe4 De5 24. Sf6+ gxf6 25. Lxh7+ Kxh7 26. Dh5+ Kg8 27. Dg6+ remis, Kasparow-Akopjan, Schacholympiade Jerewan 1996.

17. ... axb5 18. Sxb5 Db6 19. Sxd6+ Dxd6 20. fxe5 Dxe5 21. Tf5 De7. Dieser und der nächste schwarze Zug sind erzwungen.

22. Dxc4 Tc8. Der Be4 ist natürlich tabu: 22. ... Scxe4? 23. Db5+ Kf7 24. Lb3+ Kg6 25. Tg5+ Sxg5 26. Dxg5 matt.

23. Db5+. Vorteilhaft für Schwarz wäre hingegen 23. e5?! Scd7 24. De2 Dc5+ 25. Tf2 Dxe5 26. Lf4 Dxe2 27. Txe2+ Kf7.

23. ... Scd7. Nur so! Das Zurückweichen mit dem anderen Springer sähe den Anziehenden nach 24. Lg5! De6 25. Td1! (Vorteilhaft für Schwarz wäre hingegen 25. Txc5? Txc5 26. Dxb7 Txg5 27. Dc8+ Ke7 28. Dxh8 Db6+ 29. Kh1 Dxb2 30. Tg1 Dxc2 31. Dxh7 Sc5) 25. ... h6 26. Lb3 Sxb3 27. Dxb7 Db6+ 28. Dxb6 Sxb6 29. Te5+ Kf7 30. Te7+ Kf8 31. Tf1+ Kg8 32. Le3 Sc4 33. Tff7 Sxe3 34. Txg7+ Kf8 35. axb3 deutlich in Vorteil.

24. Dxb7 Txc2 25. Lg5. Zu erwägen war 25. Ta5 Dd6 26. Le3 Dd3 27. Ta3 De2 28. e5 Txb2 29. Dc6 0–0 30. exf6 Sxf6 31. Tf1, mit etwas besserem Spiel für Weiß.

25. ... Dd6?!. Nach dem kaltblütigen 25. ... Dxe4!? 26. Dxe4+ Sxe4 27. Te1 Tc4 28. a3 (Falls 28. Td5 so 28. ... 0–0 und Schwarz hat keinerlei Probleme.) 28. ... Tf8 29. Td5 Sdc5 30. b3 Tc2 31. Txc5 (Nicht aber 31. b4? wegen 31. ... Tff2 32. Td2 Tcxd2 33. Lxd2 Txd2 34. bxc5 Td4 35. c6 Kd8 und Schwarz gewinnt.) 31. ... Txc5 32. Txe4+ Kf7 33. h4 wären die Chancen etwa gleich gewesen.

26. Da8+. Ebenfalls zu etwa gleichem Spiel führte 26. e5 Dd4+ (Möglich war auch 26. ... Dc5+ 27. Kh1 Dd5 28. Dxd5 Sxd5) 27. Kh1 De4 28. Dxe4 Sxe4 29. Tc1 Sf2+ 30. Txf2 Txf2 31. Kg1 Tff8.

Diagramm (11 kb)

26. ... Kf7??. Der Verlustzug. Nach 26. ... Db8! 27. Dxb8+ Sxb8 28. Lxf6 gxf6 29. Txf6 Txb2 30. a4 wäre Schwarz keinesfalls schlechter gestanden.

27. Dxh8 Dd4+ 28. Kh1 Dxe4 29. Tf3 Txg2. Oder 29. ... Se5 30. Txf6+ gxf6 31. Dxf6+ Kg8 32. De6+und Weiß gewinnt.

30. Kxg2 Se5 31. Dxg7+!. Dieser Zug, der den Tag für Karpow entscheidet, war dem Inder offenbar bei seinem Qualitätsopfer im 26. Zug entgangen. Keinen Vorteil versprach hingegen 31. Taf1? Sxf3 32. Txf3 De2+ 33. Kg3 De1+ 34. Tf2 Dg1+ 35. Kf3 Dg4+ 36. Ke3 Dxg5+ 37. Ke2 Dg4+ 38. Kd3 Dd1+ 39. Ke3 De1+ 40. Te2 Sg4+ 41. Kf3 Df1+ 42. Kxg4 Dxe2+.

31. ... Kxg7 32. Lxf6+ Kg6 33. Lxe5 Dxe5. Der Rest ist Sache der subtilen Technik Karpows.

34. Tg1?!. Eine unnötige Fleißaufgabe. Das Gewinnverfahren wesentlich abgekürzt hätte 34. Tf2.

34. ... h5 35. b3 De2+ 36. Tf2 De4+ 37. Kf1+ Kh6 38. Tg3 Db1+ 39. Kg2 De4+ 40. Tgf3 Dg6+ 41. Kf1 Db1+ 42. Kg2 Dg6+ 43. Kh1 Db1+ 44. Tf1 Dxa2 45. Tf6+ Kg7 46. Tf7+ Kh8 47. Tf8+ Kg7 48. T8f7+ Kg8 49. T7f3 Kg7 50. h3 Dc2 51. T1f2 De4 52. Kg2 Db4 53. Te2! Dd4 54. Te7+ Kg6 55. Te6+ Kg7 56. Tg3+ Kf7 57. Tge3 Dd5+ 58. Kg3 Dg5+ 59. Kf2 Dh4+ 60. Ke2 Dd4 61. T6e4 Da1 62. Kd3 Kf6 63. Te6+ Kf5 64. b4 Dc1 65. Kd4 Dc8 66. b5 Dd8+ 67. Kc5 Dc7+ 68. Kb4 Df4+ 69. Kb3 Dc7 70. b6 Dd7 71. T3e5+ Kf4 72. Te4+ Kg3 73. Te3+ Kh2 74. Kc4 h4 75. Kc5 Dc8+ 76. Kd5 Dd8+ 77. Ke4 Dd7 78. Kf5 Kg2 79. Kg5 Dg7+ 80. Kxh4 Kf2 81. T3e5 Dh8+ 82. Kg4 Dg7+ 83. Kf5 Dh7+ 84. Kf6 Dh4+ 85. Kf7 Dh7+ 86. Ke8 Db7 87. h4 Db8+ 88. Kf7 Db7+ 89. Kg6 Db8 90. h5 Dg8+ 91. Kf5 Dh7+ 92. Kf6 Kf3 93. Te3+ Kf2 94. Te2+ Kf3 95. T2e3+ Kf2 96. Kg5 Dg8+ 97. Kh4 Dd8+ 98. Kh3 Dd1 99. Te2+ Kf3 100. Kh2 Dd8 101. T6e3+ Kf4 102. b7 Db6 103. Te4+ Kf3 104. T2e3+ Kf2 105. Te7 Dd6+ 106. Kh3 Db8 107. T3e5 Kg1 108. Tg7+ und Schwarz strich die Segel.

Der postwendende Ausgleich

Weiß: GM V. Anand

Schwarz: GM A. Karpow

Spanisch [C60]

2. Matchpartie

Anm. I. Balinov

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. 0–0 Lc5!?. Mit dem Textzug überrascht der Titelverteidiger den Herausforderer.

6. c3 b5 7. Lb3 d6. Mit Zugumstellung befindet sich das derzeit recht populäre Abspiel mit der sonst üblichen Zugfolge 5....b5 6.Lb3 Lc5 7.c3 d6 am Brett.

8. a4 Lg4. In der in der Ausscheidung gespielten Partie Anand-Schirow folgte an dieser Stelle 8. ... Tb8 9. d4 Lb6 10. Sa3 0–0 11. axb5 axb5 12. Sxb5 Lg4 13. Le3 exd4 14. cxd4 mit unklaren Verwicklungen.

9. d3. Keinen Vorteil verspricht 9. h3 Lh5 10. d3 Tb8 11. axb5 axb5 12. Sbd2 0–0 13. Te1 Ta8 14. Txa8 Dxa8 15. Sf1 Da7 16. De2 b4, Al.Kovacevic-Anand, Belgrad 1997.

9. ... 0–0 10. h3 Lxf3. [Zu erwägen war auch 10. ... Lh5!?.

11. Dxf3 Sa5 12. Lc2 b4 13. Sd2 Tb8 14. De2. An dieser Stelle neu.

14. ... Te8 15. Sf3 bxc3 16. bxc3 Sb3. Schwach wäre 16. ... d5?!, wegen 17. Lg5 c6 18. exd5 cxd5 19. Sxe5 Tb2 20. d4 Sc4 21. Lxf6 Dxf6 22. Dd3 und Weiß hat entscheidendes Übergewicht.

17. Lxb3?!. Nachhaltiger erscheint 17. Tb1 Sxc1 18. Tfxc1 Txb1 19. Txb1 d5!? 20. d4 exd4 21. cxd4 dxe4 22. dxc5 exf3 23. Dxf3 Dd2 24. Ld3, mit etwas freierem Spiel für Weiß.

17. ... Txb3 18. d4!?. Energischer als 18. Dc2 Tb8 19. d4 exd4 20. cxd4 La7 21. Lg5 h6 und Schwarz hat Ausgleich.

18. ... exd4 19. cxd4 Txf3!?. Interessant, aber wohl nicht ganz ausreichend. Allerdings hätte die Alternative 19. ... Txe4 20. Le3 La7 (Ausgleich versprach 20. ... Lb4!? 21. Dc4 Tb2 22. Dc1 Tb3 23. Dc4 Tb2) 21. Sd2 Tb2 22. Dxa6 Txd2 23. Lxd2 Lxd4 24. Tae1 dem Anziehenden ebenfalls die etwas besseren Chancen überlassen.

20. Dxf3. Im Ausgleichssinne verdiente 20. dxc5 Tc3 21. f3 d5 22. Lb2 Txc5 23. Dxa6 dxe4 24. Lxf6 Dxf6 25. Dxf6 gxf6 26. fxe4; oder 20. gxf3 Lxd4 21. Tb1 d5 22. Dxa6 dxe4 23. Dc6 Te6 24. Db7 Dd6 den Vorzug.

20. ... Lxd4 21. Ta2. Auch nach 21. Tb1 Sxe4 22. Le3 Lxe3 23. Dxe3 d5 24. Dd3 c5 hat Schwarz keinerlei Probleme.

21. ... Sxe4 22. Dd3 c5 23. Dxa6 d5 24. a5. 24. Lb2?? verbietet sich wegen 24. ... Lxf2+ 25. Txf2 Sxf2 26. Kxf2 Dh4+ 27. g3 Dxh3 28. Dd3 Dh2+ 29. Kf1 Dh1+ 30. Kf2 De1+ 31. Kf3 c4 und Schwarz gewinnt.

24. ... c4 25. Le3 Le5. Ebenso gleiches Spiel ergab 25. ... Sc3 26. Tc2 Lxe3 27. Txc3 Ld4 28. Tc2.

26. Lb6?!. Einen kleinen Vorteil versprach 26. Tc1!? d4 27. Txc4 dxe3 28. Txe4 Dd1+ 29. Df1 Lh2+ 30. Kxh2 Dd6+ 31. g3 Txe4 32. fxe3 Txe3 33. Df2.

26. ... Dd7. Zu erwägen war 26. ... Dd6. 27. Da7. Auf 27. Te1 folgt sehr stark 27. ... Dc6!.

27. ... Dc6 28. Ld4 Lc7 29. Tb2 c3. Ungenügend wäre 29. ... Ta8 wegen 30. Tfb1 h6 31. Db7 Dxb7 32. Txb7 Lxa5 33. Ta1 c3 34. Tb5 c2 35. Lb2 d4 36. Tbxa5 Txa5 37. Txa5 d3 38. Ta8+ Kh7 39. Lc1 Sc3 40. Kf1 Se2 41. Ld2 c1D+ 42. Lxc1 Sxc1 43. Ke1 Se2 44. Kd2 und Weiß gewinnt.

30. Tb7 Tc8 31. Lb6 Le5 32. Txf7 c2 33. Tc1. Keineswegs besser war 33. Le3 Lc7 34. Tf5 Dd6 35. Lf4 De6 36. Lxc7 Dxf5 37. Tc1 Sc3 38. De3 d4 und Schwarz gewinnt.

33. ... Sc3 34. Tf3?. Besser war 34. Tf5!, und nun nicht 34. ... De6?! 35. Txe5 Dxe5 36. Dd7 Se2+ 37. Kf1 Tf8 38. Txc2 Sg3+ 39. Kg1 De1+ 40. Kh2 Sf1+ 41. Kh1 Se3+ 42. Kh2 Sxc2 43. Dxd5+ Kh8 (43. ... Tf7 44. Dd8+ Tf8 45. Dd5+ und Weiß hat gleiches Spiel.) 44. Dc5 mit geringfügig besserem Spiel für Weiß, sondern 34. ... Lc7 35. Lxc7 Se2+ 36. Kh1 Txc7 37. Db8+ Tc8 38. Da7 De8 39. Txc2 Txc2 40. Txd5 bzw. 34. ... Se2+! 35. Kf1 De6 36. Txe5 Dxe5 37. Dd7 Tc4 38. Dd8+ Kf7 39. Dd7+ Kg6 40. Lc7 Txc7 41. Dg4+ Kf7 42. Dxe2 Df5, jeweils mit etwas besserem Spiel für Schwarz. Noch zu erwähnen ist, daß sich 34. f4 wegen 34. ... Se2+ 35. Kh1 Lb2 und Schwarz gewinnt, verbietet.

Diagramm (11 kb)

34. ... h6??. Wie es richtig ging, zeigte Fritz5, das clevere Schachprogramm von ChessBase: 34. ... Se2+ 35. Kf1 De8! 36. Lc5 (Nicht besser ist 36. Kxe2 Lb8+ 37. Kd2 Lxa7 38. Lxa7 De7 39. Ld4 Db4+ 40. Lc3 Txc3 41. Txc3 d4 42. T1xc2 dxc3+ 43. Txc3 Dd4+ 44. Kc2 Dxf2+ 45. Kb3 Dxg2) 36. ... Sxc1 37. Tf8+ Dxf8 38. Lxf8 Sd3 39. La3 Sb2 und Weiß ist gezwungen, das Handtuch zu werfen.

35. Df7+. Entscheidend!

35. ... Kh8 36. Te3 d4. Ebenso verliert 36. ... Se4 37. Te2 Db5 38. Df5 Tc6 39. Tee1 Db2 (39. ... Lb2 40. Txe4 Txb6 41. axb6 Lxc1 42. Te7 Lb2 43. Dc8+ Kh7 44. Dxc2+) 40. Dd7 und nun:

A) 40. ... Lf4 41. Dxc6 (41. De8+! Kh7 42. Dxc6 Lxc1 43. Dxd5 Ld2 44. Dxe4+ Kh8 45. Ld4 c1D 46. Lxb2 Dxe1+ 47. Dxe1 Lxe1 48. a6+-) 41. ... Lxc1 42. a6 (42. Dxd5 Ld2 43. Da8+ Kh7 44. Dxe4+ Kh8 45. Ld4) 42. ... Ld2 43. a7? (43. Tf1 c1D 44. Txc1) 43. ... Lxe1 44. a8D+ Kh7 45. Dac8 Lxf2+ 46. Lxf2 Dc1+ 47. Kh2 Df4+ 48. Kh1 Dc1 mit etwas besserem Spiel für Weiß, oder

B) 40. ... Td6 41. Dc8+ Kh7 42. Txc2.

37. Txe5 d3 38. Ld4! Tg8 39. Te6. Weniger spektakulär, aber ebenfalls zum Sieg ausreichend war 39. Lxc3 Dxc3 40. Te8 Txe8 41. Dxe8+ Kh7 42. De4+ Kh8 43. Kh2 Dc7+ 44. g3 d2 45. Txc2 Dd8 46. Txd2 Dxd2 47. Da8+ Kh7 48. Kg2.

39. ... d2. Keine Hilfe versprach auch 39. ... Se2+ 40. Kh2 (40. Txe2 dxe2 41. De7 Dd5 42. De3) 40. ... d2 41. Lxg7+ Txg7 42. Df8+ Kh7 43. Txc6.

40. Txc6 dxc1D+ 41. Kh2 Dd2 Resignation, denn auch 41. ... Dg5 42. f4 c1D 43. fxg5 Dxg5 44. Tg6, und das Matt ist unabwendbar, sowie 41. ... Sd5 42. f4 Sf6 43. Txf6, führten geradewegs in den Orkus.

42. Tc8 und Schwarz gab auf.

Karpow geht erneut in Führung

Erstmals in den Begegnungen mit dem Inder gelang Karpow ein Sieg mit den schwarzen Steinen

Weiß: GM W. Anand

Schwarz: GM A. Karpow

Damengambit [D42]
4. Matchpartie

Anm. I. Balinov

1. e4 c6 2. d4 d5 3. exd5 cxd5 4. c4 Sf6 5. Sc3 e6 6. Sf3 Le7. Die Alternative zum Text ist 6. ... Lb4.

7. cxd5 Sxd5. Mit Zugumstellung befindet sich nun eine Stellung aus dem Damengambit am Brett.

8. Ld3 Sc6 9. 0–0 0–0 10. Te1 Lf6 11. Le4 Sce7 12. h4. Iwantschuk setzte an dieser Stelle gegen Karpow, 55. UdSSR-Meisterschaft 1988, mit 12. Se5 Sc6 13. Sf3 fort.

12. ... Sf5!?. Eine überraschende Neuerung, die die Vorbereitung Anands ad absurdum führt. Bekannt ist 12. ... Ld7 13. Dd3 h6 14. Sg5!? g6 15. Sf3 Lg7 16. h5!? g5 17. Sxg5!! hxg5 18. Lxg5 sicherte dem Anziehenden in Dschandschawa-Kalegin, Batumi 1991, mit kräftiger weißer Initiative, die a la long zum Sieg führte.

13. Dd3. Zu schwarzem Vorteil führte hingegen 13. Lg5 Sxc3 14. bxc3 Sxh4; in Betracht kam allerdings 13. Lxf5 exf5 14. Sxd5 Dxd5 15. Lg5 Lxg5 16. Te5 Dd6 17. hxg5 Ld7 18. Db3 b6 19. Tae1 mit etwas besseren Chancen für Weiß.

13. ... Sxc3. Schwächer ist 13. ... Sb4?! 14. Dc4 a5 15. a3 Sc6 16. Lxf5 exf5 17. d5, und Weiß hat Vorteil, ebenso ist 13. ... g6 14. Lxd5 exd5 15. Lg5 Sxh4 16. Lxf6 Dxf6 17. Sxh4 Dxh4 18. Sxd5 etwas günstiger für Weiß.

14. bxc3 h6. Nicht aber 14. ... Lxh4 15. Lxf5 exf5 16. La3 Te8 17. Txe8+ Dxe8 18. Sxh4 und Weiß gewinnt.

15. h5. Vorzuziehen war 15. La3 Te8 16. h5 Sd6 17. Lh7+ Kh8 18. Se5 Lxe5 19. Txe5 b6 20. Lxd6 Dxd6 21. Df3 f6 22. Tee1 La6 23. Lg6, mit gutem Spiel für Weiß.

15. ... Sd6 16. Se5. Zu erwägen war 16. La3 Sxe4 17. Lxf8 Sxf2 18. Kxf2 Dxf8 19. Se5 Da3.

16. ... Sxe4 17. Dxe4 Lxe5 18. dxe5. Möglich war auch 18. Dxe5!? Dd5 19. Dxd5 exd5 20. La3 Td8 21. f3 b6 22. g4 La6 23. Le7 Te8 24. Te3 Lc4 25. a3 g6 26. Tae1 gxh5 27. gxh5, mit geringfügig besserem Spiel für Weiß.

18. ... f5 19. De2. Ehrgeiziger war 19. Df3!? Ld7?! (Zu prüfen war 19. ... Dc7) 20. Dxb7 Tc8 (Nicht besser war 20. ... De8 21. Tb1 Lc6 22. Da6 f4 23. Tb4 f3 24. g4) 21. Td1 Tc7 22. Db4 De8 23. La3 Tf7 24. Tab1 Lc6, mit besseren Chancen für Weiß.

19. ... Ld7! 20. Td1. Etwa gleichwertig zum Text war 20. La3 Tf7 21. Ted1 Dg5 22. Td4 f4.

20. ... Lb5! 21. Df3. [Im Remissinne kam 21. Txd8 Lxe2 22. Txa8 Txa8 23. f3 Td8 24. Le3 b6 25. a4 Td5 26. a5 Txa5 (26. ... bxa5 27. Lxa7) 27. Txa5 bxa5 28. Kf2 Lb5 29. g4 a4 30. Lc5 f4 31. La3 Kf7 32. Lc1 g5 33. hxg6+ Kxg6 34. Lxf4 a3 35. Lc1 a2 36. Lb2 h5 37. gxh5+ Kxh5 in Betracht.

21. ... De8.

Diagramm (11 kb)

22. Lf4. Einen kleinen weißen Vorteil versprach 22. Dxb7! Dxh5 (22. ... Lc6 23. Da6 Dxh5 24. Lxh6 Lxg2 25. Dxe6+ ist ebenfalls günstig für Weiß, während sich 22. ... Tb8? wegen 23. Df3 Lc6 24. De2 f4 25. Dg4 f3 26. Lxh6 Tb7 27. g3 Tf5 28. Lg5 und Weiß hat Vorteil, verbietet.) 23. Lxh6.

22. ... Tc8 23. Td4. Nun wäre 23. Dxb7 wegen 23. ... Txc3 weniger gut für Weiß.

23. ... Tc4 24. Tad1. Ebenso Ausgleich ergab 24. Dxb7 Lc6 25. Db3 Txd4 26. cxd4 Ld5 27. Dh3 Da4.

24. ... Df7 25. Txc4 Lxc4 26. a3 Tc8. Schwarz hat das etwas freiere Spiel.

27. Td4 Kh7 28. Ld2 Ld5 29. Dh3 b5 30. a4 bxa4 31. Txa4 Tc4 32. Txc4 Lxc4 33. Dh4 Lb5. Keinen Vorteil verspricht 33. ... Dc7 34. Dg3 Dd8 35. Dg6+ Kh8 wegen 36. Lxh6 gxh6 37. Dxh6+ Kg8 38. Dg6+ Kf8 39. Dh6+ Kg8 40. Dg6+ und der schwarze Monarch vermag dem Dauerschach nicht zu entrinnen.

34. c4 Le8 35. c5. Falls 35. Dd8 Dxh5 36. Le3 Lc6 so 37. Dd6 La8 38. Dd8 Lc6 39. Dd6 mit gleichem Spiel, da sich der Läufer nicht auf der langen Diagonale halten kann.

35. ... Dd7 36. Lc3 [Besser als 36. Le3 Dd3! (Unergiebig ist hingegen 36. ... Dd1+ 37. Kh2 Lxh5 38. c6) 37. De7 Dd1+ 38. Kh2 Dxh5+ 39. Kg1 Dd1+ 40. Kh2 Dd7 und Schwarz hat Vorteil.

36. ... Dd3. Nach 36. ... Dd1+ 37. Kh2 hätte Weiß in seinem c-Bauer etwas Kompensation für sein materielles Minus.

37. Dd4 Dxd4 38. Lxd4 a5 39. c6?. Etwas besser war 39. f4 Kg8! (Verfrüht wäre hingegen 39. ... a4 wegen 40. Lb2 Lc6 41. g3 Kg8 42. Kf2 Kf7 43. Ke3 Ke7 44. Kd4 Kd7 45. Kc4 Kc7 46. Kb4 und der schwarze Vorteil ist verpufft.) 40. Kf2 Kf8 41. Ke3 Ke7 42. Kd2 Kd7 43. Kc3 Lxh5 44. Kb3 Ld1+ 45. Kc4 Kc6, obwohl auch hier der schwarze Vorteil nicht zu leugnen ist.

39. ... Lxc6. Die weiße Stellung wird nun rasch unhaltbar.

40. f3. Auch nach 40. f4 Le8 41. Lc5 Lxh5 42. Kf2 Le8 steht der Anziehende auf verlorenem Posten.

40. ... f4! 41. Lb2 Le8 42. Lc1 a4 43. Lxf4 a3 44. Le3 Lxh5 45. Kf2 Le8 46. Ld4. Die Lage des Anziehenden ist äußerst prekär. Schwarz provoziert durch die Drohung Kh7-g6-f5 die Antwort f3-f4 und g2-g3 und bildet dann mit h6-h5-h4 einen zweiten Freibauern.

46. ... Lc6 47. Lc3 a2 48. g3 h5 49. g4 h4 und Weiß strich die Segel.

ÖM Lothar Karrer

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