Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 5502 vom 05.02.2010, Kategorie Kolumne

Mannschafts-WM in der Türkei

Seit 1985 ist die Mannschaftsweltmeisterschaft ein fixer Bestandteil im FIDE-Kalender. Der Wettbewerb findet alle vier Jahre statt, diesmal vom 3. bis 14. Jänner in Bursa (90 Kilometer südlich von Istanbul). Die Favoriten aus Russland (ohne Kramnik und Svidler) sollten es gegen die gut aufgestellten Armenier und Aserbaidschaner nicht leicht haben. Der Schock für sie kam aber aus einer ganz anderen Richtung: 1,5-2,5 gegen Griechenland! Die Griechen waren auch für eine weitere Sensation gut: 3-1 gegen Armenien! Die jungen Aserbaidschaner spielten wechselhaft. Während Mamedjarov Partie für Partie gewann, patzte gleichzeitig Gaschimov auf Brett 1. Im Endeffekt konnten sich die Russen mit einem Sieg in der Schlussrunde über Israel doch noch behaupten. Völlig überraschend wurden die Amerikaner, geführt vom hervorragenden Hikaru Nakamura, Zweiter. Nicht weniger überraschender Dritter wurde Indien ohne Weltmeister Anand. Bemerkenswert der sechste Platz der Griechen, einen Platz vor den starken Israelis!

Gelfand (2761) - Nakamura (2708)

1.d4 Sf6 Die andere Antwort von Nakamura wäre 1...f5, die Leningrader-Variante in der Holländischen-Verteidigung. 2.g3 Sf6 3.c4 g6 4.Sf3 Lg7 5.b4 c6 6.Lg2 0-0 7.0-0 Se4 8.Lb2 d5 9.Sbd2 a5 10.a3 Sd7 11.Dc2 Sb6 12.c5 Sd7 13.Sb3 a4 14.Sa5 f4 15.Sc4 g5 16.Sce5 De8 17.Sxd7 Lxd7 mit dynamischem Gleichgewicht, remis, Grischuk - Nakamura, Bursa 2010.

2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.Sf3 0-0 6.Le2 e5 7.0-0 Sc6 8.d5 Se7 9.Sd2 Die Hauptalternativen sind hier das moderne 9.b4 und die ältere Fortsetzung 9.Se1.

9...Se8 Macht den Weg für f7-f5 frei.

10.b4 Weiß bereitet seinerseits c4-c5 vor.

10...f5 11.c5 Sf6 12.f3 Weiß überdeckt den e4-Bauern, damit der Springer d2 entlastet wird.

12...f4 Schwarz kann nicht genug Druck gegen e4 erzeugen und verlagert das Spiel gegen die Bauernkette g2 und f3.

13.Sc4 g5 14.a4 Eine interessante Reaktion wäre hier 14.g4!?

14...Sg6 15.La3 Tf7 16.b5 dxc5 Früher spielte man 16...Lf8, aber nach 17.b6 öffnet Weiß sehr schnell den Damenflügel: 17...cxb6 18.cxd6 Se8 19.Sb5 Ld7 20.Lb2 Df6 21.Ta2 Sxd6 22.Sbxd6 Lxd6 23.Sxd6 Dxd6 24.La3 Df6 25.Db3 Tc8 26.Tc2 Txc2 27.Dxc2 mit Kompensation für den Bauern, 1-0, Ftacnik - Akopian, Groningen 1991.

17.Lxc5 Beide Seiten verfolgen konsequent ihre Pläne: Weiß am Damen-, Schwarz am Königsflügel.

17...h5 18.a5 g4 19.b6 g3 20.Kh1 Lf8 21.d6 Neuer Zug. In der einzigen relevanten Partie mit 20....Lf8 geschah: 21.Lg1 axb6 22.axb6 Txa1 23.Dxa1 h4 24.h3 Lxh3! 25.gxh3 Dc8 26.Kg2 Sh7! 27.Sxe5 Sxe5 28.Ld4 Sg5 29.Th1 und die Stellung ist unklar, 1-0, Arbakov - Gufeld, Russland 1986.

21...axb6 22.Lg1 Nach 22.axb6 Txa1 23.Dxa1 cxd6 24.Td1 Td7 25.Lg1 gxh2 26.Lf2 h4 lässt sich die Position schwer beurteilen.

22...Sh4 23.Te1 Sxg2! 24.dxc7?? Notwendig war 24.Kxg2 Dd7 25.Kh1 Tg7 26.Lf1 bxa5 mit undurchschaubaren Komplikationen.

24...Sxe1! 25.Dxe1 25.cxd8D?? g2#.

25...g2+! 26.Kxg2 Tg7+ 27.Kh1 27.Kf2 Lc5+.

27...Lh3 28.Lf1

Diagramm

28...Dd3!! Wunderschönes Motiv! Der weiße Läufer f1 ist überbelastet.

29.Sxe5 Nach 29.Se3 Dxf1 30.Dxf1 Lxf1 31.Sxf1 Txc7 32.axb6 Tcc8 bleibt Schwarz mit einer Qualität mehr im Endspiel. 29.Lxd3 Lg2# bzw. 29.Lxh3 Dxf3+ 30.Lg2 Dxg2#

29...Lxf1 30.Dxf1 30.Sxd3 Lg2#.

30...Dxc3 31.Tc1 Dxe5 32.c8D Txc8 33.Txc8 De6 Ein fulminanter Sieg des Ex-Husek-Wien-Legionärs Hikaru Nakamura 0-1

GM Ilia Balinov / Heinz Herzog

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